Fahrradketten richtig pflegen

Fahrradketten richtig pflegen

Es gibt in der Rennrad- und Mountainbikeszene wohl kaum ein anderes Thema, das so heiß diskutiert wird, wie die richtige Pflege der Fahrradkette. Dazu gibt es diverse Tests von großen Zeitschriften, die aus verschiedenen Produkten einen Testsieger küren.

Warum gibt es überhaupt so viele Diskussionen zur perfekten Kettenpflege? Ganz einfach: Es gibt unterschiedliche Ziele, die man als Fahrradfahrer erreichen möchte. Diese Ziele widersprechen sich teilweise grundlegend. Mit diesem Blogbeitrag versuche ich einmal etwas aufzuräumen und eine Struktur in die unterschiedlichen Pflegemittel zu geben.

Bei den ganzen Zielen gibt es meines Erachtens nur ein einziges, wo sich alle Fahrradfahrer einig sind: Die Kette soll leise sein. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Interpretationen. Was für den einen Radfahrer leise ist, wird von einem Radfahrer als lautes Rasseln wahrgenommen.

Folgende Ziele zur Kettenpflege fallen mir ein:

  • Langanhaltende Schmierung
  • Saubere Kette
  • Geringer Verschleiß.
  • Wetterbeständigkeit
  • Einfache Wartung

Dazu fallen mir folgende Produktkategorien ein, mit der man seine Fahrradkette pflegen kann:

  • Kettenöl in unterschiedlichen Viskositäten (z.B. F100 Kettenöl, MUC Off Kettenöl)
  • Kriechöl (z.B. WD40)
  • Wachs (z.B. Paraffin, Squirt)

Teilweise werden die Produkte mit PTFE (Teflon), Graphit oder Keramik ergänzt, um die Trockenlaufeigenschaften zu verbessern.

Mit allen Produktkategorien habe ich im Laufe der Zeit meine Erfahrungen gemacht und habe die Vor- und Nachteile kennengelernt. Aber was für mich ein Vorteil ist, kann für einen anderen Radfahrer ein Nachteil sein. Daher ist das natürlich subjektiv zu betrachten. Weiterhin kenne ich auch viele Argumente für oder gegen ein bestimmtes Produkt. Auf diese Argumente versuche ich jetzt einmal neutral einzugehen.

Kettenöl zieht Dreck an

Zumindest wird die Kette mit der Zeit dreckig und schwarz. Ob sie tatsächlich Dreck anzieht, hängt stark vom Kettenöl ab. Dennoch wird das frische Kettenöl durch Metallabrieb und feinen Staubpartikeln mit der Zeit schwarz. Dies passiert sogar schon nach wenigen Kilometern. Wem die Farbe der Kette egal ist, der ist mit Kettenöl sicherlich gut aufgehoben. Die Schmierung hält lange an und ist auch schnell erneuert. Die Pflege einer geölten Kette hält sich tatsächlich in Grenzen. Wer die Kette aber vor jeder Tour blitzeblank haben will, der wird bei Kettenöl viel Arbeit haben und sollte über andere Produkte nachdenken.

WD40 ist kein Schmiermittel und macht die Kette kaputt

Korrekt, WD40 ist gut zum Entrosten und es verdrängt Wasser. Die schmierende Wirkung ist bei einem Kettenöl höher. Dafür bleibt die Kette mit WD40 aber auch deutlich sauberer. Im Vergleich zum Kettenöl muss die Kette mit WD40 öfter behandelt werden. Hin und wieder liest man auch, dass eine einmal mit WD40 eingesprühte Kette nicht mehr auf Kettenöl umgestellt werden kann. Begründet wird dies damit, dass das WD40 das Kettenöl an den Bolzen verdünnt und ausspült. Später appliziertes Kettenöl würde durch das noch vorhandene WD40 sofort verdünnt werden und kann dadurch seine Wirkung nicht erzielen. Diese Argumente liest man übrigens auch zum Thema Kettenreinigung, wo die Kette durch eine Reinigungsflüssigkeit läuft. Hierzu kann ich sagen, dass dies direkt nach der Umstellung von WD40 auf Kettenöl so auch stimmt, aber nach und nach wird sich kein WD40 mehr an den Bolzen befinden. Wer ganz sicher sein will, der kann die Fahrradkette auch in beispielsweise in Bremsenreiniger oder Aceton einlegen und anschließend trocknen lassen. Damit ist die Kette dann wirklich entfettet und kann mit einem anderen Produkt neu geschmiert werden. Einen erhöhten Verschleiß konnte ich übrigens nicht feststellen – aber auch hier kommt es natürlich auf die Umgebung an, in der man unterwegs ist.

Kettenwachs hält nicht so lange und der Aufwand ist mir zu hoch

Dies war auch meine frühere Annahme, die ich mir nun aber selbst widerlegt habe. Ja, der Aufwand ist initial sehr hoch. Da mir aber eine blitzeblanke Kette besonders wichtig ist, war für mich der Aufwand mit Kettenöl ebenfalls sehr hoch. Nachdem ich mit allen anderen Produkten nicht die Ergebnisse erzielen konnte, die mir persönlich wichtig waren, habe ich einfach einmal Kettenwachs ausprobiert. Am besten verwendet man eine neue Kette und legt die in Bremsenreiniger ein. Die Kette sollte wirklich komplett entfettet werden. Ritzel und Kettenblätter müssen ebenfalls glänzen und fettfrei sein. Nun kann die Fahrradkette in flüssiges warmes Paraffin eingelegt werden oder mit Squirt behandelt werden. Genaue Anleitungen hierfür gibt es genügend im Internet zu finden. Nach diesem initial hohen Aufwand ist der laufende Aufwand für mich gesunken. Auch nach 100 km ist die Kette einfach mal richtig sauber. Ich kann mir der Hand über die Kette gleiten und die Hand bleibt sauber. Das ist schon richtig geil. Nach der Tour ziehe ich die Kette durch einen nassen Lappen mit etwas Spüli, trocknen lassen und dann gibts es jeweils einen Tropfen Squirt auf jedes Kettenröllchen. Das geht schnell und ist eine saubere Angelegenheit.

Dazu gibt es natürlich auch noch Trockenschmiermittel. Hier gehe ich mangels Erfahrung aber nicht weiter drauf ein.

Fazit

Es gibt nicht das Pflegemittel für alle Anwendungsfälle. Viele Diskussionen darüber kommen zustande, weil es so viele unterschiedliche Ergebnisse gibt, die man als Fahrradfahrer erzielen möchte. Mir ist es echt egal, ob eine Kette vielleicht 500 km weniger hält, ich dafür aber wenig Aufwand in die Pflege für eine blitzeblanke Kette stecken muss. Dem Pendler wiederum wird es möglicherweise egal sein, ob die Kette blitzeblank ist. Hauptsache die Komponenten haben eine hohe Lebensdauer und die Schmierung ist wetterfest 🙂


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